In der Häselburg werden soziale und hochkulturelle Projekte miteinander verbunden. Hier wird ein offener Raum für Künstler:innen und Kunstinteressierte, ortsansässige Vereine und Initiativen, Schüler:innen und Studierende, Gäste und Geflüchtete geboten. In dem mehr als 3.000 m² großen Gebäudekomplex werden Bildung und Kunst mit Wohnen und interkulturellem Leben verbunden.
Die Häselburg bietet Wohnraum für Künstler:innen und Gäste sowie Büroräume für die Kreativwirtschaft, Ateliers, Proberäume, Werkstätten, eine Galerie für zeitgenössische Kunst, den Veranstaltungsraum „Altes Wannenbad“ und ein Kulturcafé. Seit 2019 komplettieren die Kunstschule Gera e.V. – Freie Akademie und das Medienbildungszentrum der Thüringer Landesmedienanstalt das Angebot in den Bereichen Kunst und Medienbildung.
Im August 2015 haben sich die Thüringer Kunsthistorikerin Dr. Claudia Tittel und der Komponist und Musikwissenschaftler Burkhard Schlothauer mit einem innovativen soziokulturellen und gleichzeitig außergewöhnlich unternehmerischen Konzept im Rahmen einer städtischen Ausschreibung für das leerstehende Kulturdenkmal in der Florian-Geyer-Straße 15-17/Burgstraße 12 beworben und im Februar 2016 den Zuschlag zum Kauf erhalten.
Im September 2020 wurde dem Kulturhaus Häselburg der IBA-Projektstatus der Internationalen Bauausstellung Thüringen 2023 zugesprochen – ausdrücklich auch für die bisherige bauliche Entwicklungsleistung.
Das seit Mitte der 2000er leerstehende Gebäude, eine ehemalige Mädchenschule aus dem 19. Jahrhundert, wird seit Ende 2016 schrittweise saniert und einer hybriden Nutzung zugeführt. Dadurch wird nicht nur ein wichtiges Baudenkmal der Stadt erhalten, sondern der Altstadtrand Süd wird mit neuer kultureller Funktion aufgeladen.
Als freier, offener Begegnungs- und Bildungsraum möchte die Häselburg vor allem junge Zielgruppen ansprechen. Sie trägt dazu bei, eine neue Urbanität zu erproben. Weltoffenheit und Internationalität sind Programm. Migrantische Positionen und Erfahrungen sind regelmäßig in Ausstellungen und Sommerakademien präsent. Gemeinsam mit demokratischen Institutionen vor Ort wie z.B. der Bundeszentrale für politische Bildung, der Goethe-Gesellschaft, dem Projektraum Mieze Südlich, der Geschichtswerkstatt Gera, der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, dem Kunstverein Jena, dem Kunstfest Weimar und vielen Einzel-Kulturakteur:innen Geras, Thüringens und dem internationalen Ausland werden in Ausstellungen, Veranstaltungen und Bildungsangeboten demokratische Prozesse verhandelt.
Gemeinsam mit vielen freien und institutionellen Kulturschaffenden und Vereinen wandeln wir die ehemalige Mädchenschule umfassend in ein Laboratorium für neue Ideen und Perspektiven um.
Das Ziel ist ein kreativer, multifunktionaler Kulturort, der als offener Raum der Demokratie in der Innenstadt von Gera fungiert und sich als Bollwerk gegen die regional starken rechten Tendenzen behauptet.
Die Florian-Geyer-Str. 15 ist ein Gäste- und Bürohaus mit Kulturcafé:
Dr. Claudia Tittel
hat Kunstgeschichte und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität in Berlin und Kunstgeschichte an der Université Panthéon-Sorbonne sowie Architektur/Stadtplanung an der Ecole d’Architecture de Belleville in Paris studiert.
Von 2004 bis 2019 lehrte sie an verschiedenen Hochschulen, z.B. an der Universität der Künste Berlin, der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Bauhaus-Universität Weimar.
Sie hat zahlreiche Preise und Stipendien erhalten und war 2018 Fellow am renommierten Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie in Weimar.
Von 2020 bis 2022 leitete sie das Kulturamt Gera.
Sie kuratiert zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Ihre Forschungsarbeit konzentriert sich auf die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.
Burkhard Schlothauer
ist Komponist experimenteller Musik, Musikwissenschaftler und Violinist. Er studierte Orchestermusik und Instrumentalpädagogik in München und Bremen und später Musikwissenschaft und Philosophie in Berlin.
Mit dem niederländischen Komponisten Antoine Beuger gründete er 1993 die internationale Komponistengruppe Wandelweiser und den Musikverlag und das CD-Label edition wandelweiser.
Seine kammermusikalischen Kompositionen wurden in vielen Ländern aufgeführt und aufgenommen. Schlothauer ist seit 20 Jahren Ensemblemitglied des international renommierten Zeitkratzer-Ensembles und spielte auf vielen bedeutenden Festivals.
Er hat auf mehr als 50 CDs mit wichtigen Musikern der experimentellen Musik gespielt. Neben seiner musikalischen Tätigkeit war er als Immobilienentwickler viele Jahre in Berlin tätig und realisierte ca. 60 Bauprojekte.
www.kompositionskunst.de
Im September 2020 wurde dem Kulturhaus Häselburg der IBA-Projektstatus der Internationalen Bauausstellung Thüringen 2023 zugesprochen – ausdrücklich auch für die bisherige bauliche Entwicklungsleistung. 2023 wurde es im Rahmen des IBA-Finaljahrs als Projekt mit Modellcharakter für die regionale Entwicklung in Thüringen ausgezeichnet.
Im Folgenden erfahren Sie mehr über die einzelnen Bauabschnitte im Rahmen des IBA-Projekts.
Bauabschnitt 1 und 2 der Häselburg fertig gestellt - Neues Erschließungstreppenhaus
Das von dem Architekten Thomas Laubert geplante und mit Hilfe von Metallbildner Jesko Bosse realisierte Flucht- und Erschließungstreppenhaus mit Aufzug ist fertig. Damit ist der Ausbau der Florian-Geyer-Str. 17 bis auf die Ausbauarbeiten im Dachgeschoss abgeschlossen. Vom Eingang im Zwischengeschoss unterhalb des EG aus nach oben bleibt die Baugeschichte sichtbar: Abgestemmte Ziegelwände und alte Farbreste verweisen unzensiert auf frühere Baufassungen. Zunehmend nach oben hin wird das Erscheinungsbild neuzeitlicher und moderner.
Sichtbeton und einfacher handgestrichener Estrichbeton wurden geölt und verbleiben in ihrer Rohheit. Kalkinnnenputz wurde rau und grau belassen und wird von perfekt glatten Trockenbauwänden kontrastiert.
Der Aufzugsschacht aus gebogenen Stahlplatten und das aus den gleichen Platten gefertigte Geländer ergänzen das Bild.
Die Treppenläufe wechseln nach oben hin die Richtung um das Raumerlebnis und den Lichteinfall zu verbessern.
Florian-Geyer-Str.17 für das Medienbildungszentrum der TLM fertiggestellt
Architekt Thomas Laubert, der Bauherr Burkhard Schlothauer und die Bautruppe der Häselburg renovierten bis Herbst 2019 alte Flächen für das Medienbildungszentrum.
Um einen Eindruck von den Veränderungen zu geben, haben wir Alt nun Neu nebeneinander gestellt.
Das Gebäude war innen abgenutzt und im ästhetischen Zustand der 1980er, aber substanziell in einem sehr ordentlichen Zustand, das Dach war weitgehend dicht und es gab nur sehr geringe Schäden an statisch wichtigen Teilen. Die Heizungsverrohrung konnte soweit es möglich war belassen werden und wurde durch eine neue Gasbrennwerttherme mit moderner Steuerung ergänzt.
In der Hausnummer 17 wurden umfassende Renovierungsmaßnahmen durchgeführt, es wurden neue Sanitärbereiche eingebaut, die Elektrik vollständig erneuert und dicke Stränge mit Datenkabeln durch das Haus gezogen. Die Fenster wurden denkmalgerecht aus Holz erneuert und die alten Türen aufgearbeitet und neu gestrichen, Sie wurden mit Hilfe von Leisten und Gummidichtungen rauchsicher ertüchtigt. Terrazzoböden wurden freigelegt und geölt.
Die Dachgeschosswohnungen in der Florian-Geyer-Str.17 wurden fertiggestellt
Die Ferienwohnungen im Dachgeschoss wurden ebenfalls schon fertiggestellt und können schon seit einiger Zeit vermietet werden.
Mehr zu der Vermietung und des Zimmern gibt es auf www.kuenstlerzimmer-gera.org.
Kunstschule richtet sich weiter ein - Kunst am Bau ist noch in Arbeit
Die Kunstschule Gera e.V. - Freie Akademie hat die kursfreie Zeit für weitere Gestaltung und Ausstattung ihrer Räume im 2.OG der Burgstr.12 genutzt. Gang und Teeküche wurden neugestaltet und Bilder mit den Werken der Schüler aufgehängt. Die Toilette erhielt ein Wandbild von Thomas Prochnow und neue Waschbecken aus Edelstahl - außerdem eine hygienische Grundausstattung!
Auch die Eingangswand der Kunstschul Etage wurde mit einem Wandbild ausgestattet.
Druckwerkstatt und Malraum im Keller der Burgstr.12 fertiggestellt
Für alle Freunde der Druckkunst gibt es gute Nachrichten! Nach Abriss, Neueinbau von Elektrik und Beleuchtung, Anbau von Arbeitswaschbecken, Herstellung von baulichem Brandschutz, Fluchttreppe und neuen Fenstern kann die Druckwerkstatt im Kellergeschoss der Häselburg nun endlich eingeweiht werden.
Großzügig gefördert wurde die Maßnahme durch die Stadt Gera, die Thüringer Staatskanzlei und die Kulturhaus Häselburg KG.
Räume der Kunstschule Gera e.V. Burgstraße 12, 2.OG und Werkstatt
Fotos: Thomas Müller, Burkhard Schlothauer, Claudia Tittel
Burgstr.12 - Wie wenig ist genug?
Es wird nur so viel investiert und es wird in so einfachem Standard gebaut, dass ein kostendeckender Betrieb zu niedrigsten ›Kultur-Mietpreisen‹ möglich bleibt. Außerdem haben alte Bauteile oft einen ästhetischen Reiz. Da der Bauherr täglich auf der Baustelle ist, konnten mit den Handwerkern häufig sehr individuelle Lösungen gefunden werden. Im DG wurde ein hochwertiger Vollholz-Boden aus gebürsteter Eichendiele verlegt und viele andere Merkmale nur mit Farbe (Türen, Kabelschächte, Wände mit Raufasertapete etc).
Renovierung Burgstraße 12
Veranstaltungsraum Altes Wannenbad
Der Multifunktionsraum „Altes Wannenbad“ beherbergt eine Bühne, in der Konzert- und Theaterprojekte realisiert werden, Schriftsteller*innen ihre Bücher präsentieren und zu Gesprächen anregen können, sich Bands und Ensembles aus der Region zum Proben treffen und Studierende Poetry-Slams und Konzerte veranstalten können.
Im Rahmen einer Prozessförderung hat sich das Team der Häselburg Gera im Winter 2022 und im Frühjahr 2023 Gedanken über die Weiterentwicklung des Kulturhauses gemacht, in Workshops mit Expert*innen Pläne geschmiedet und Aktive aus anderen Projekten getroffen. Im Zentrum stand das neue Kulturcafé, das 2023 eröffnet werden soll.
Ausgangspunkt der Überlegungen war die Frage, welche Zielgruppen mit dem neuen Kulturcafé angesprochen werden können und wie das neue Kulturcafé ein Ort der Begegnung und das neue Tor zur Häselburg werden kann und wie die Kulturarbeit im Haus von einem Verein weitergeführt werden kann. Es gab Workshops zur Raumsituation, zur Außendarstellung, zu Finanzierungsmodellen, rechtlichen Fragen und zum allgemeinen Projektmanagement.
Ein wichtiger Bestandteil war auch die Zusammenarbeit mit Künstler*innen. Im Haus entstanden zwei künstlerische Interventionen der Geraer Künstler*innen Gerda Lepke und Thomas Prochnow. Zudem gestalteten die Freiwilligen am Kulturhaus zusammen mit Thomas Prochnow Sweatshirts und Taschen.
Im Rahmen der Prozessentwicklung besuchte das Team der Häselburg das Kultur- und Kunstprojekts Klub Solitaer in Chemnitz und das interkulturelle Café-Projekt Salam Kitchen in Münster. Im Dezember 2022 fand ein Vernetzungstreffen mit Weihnachtsfeier und Konzert im Alten Wannenbad in der Häselburg statt. Besonders haben wir uns über den Besuch vom Kulturzentrum Paul-Gustavus-Haus in Altenburg gefreut
. Im Juni 2023 fand eine weitere Vernetzungsveranstaltung zum Anlass der Eröffnung des neuen Verbindungsraums zwischen den drei Gebäudeteilen statt, der der Geraer Malerin Gerda Lepke gewidmet ist.
Die Häselburg ist Mitglied der:
LAG Jugendkunstschulen LAG Soziokultur Thüringen e.V.
Thüringen e.V.